
Führen in der Krise: So geht gesunder Optimismus
Krisen gehören zum Geschäft wie schweres Wetter zur See. Aber was, wenn der Sturm länger dauert? 3 Impulse für starke Führung in der Krise.
Veränderung erregt oft Widerstand, und die geäußerte Kritik bleibt nicht immer sachlich. So reagieren Sie souverän, wenn Diskussionspartner unsauber argumentieren.
In Unternehmen gibt es viele Anlässe für Kontroversen. Ob es um die große Strategie geht oder eine Transformation in einer einzelnen Abteilung: Im Führungskreis, bei Q&As mit Mitarbeitern oder am runden Tisch mit dem Betriebsrat sollten Verantwortliche mit Kritik konstruktiv umgehen und sich nicht aufs Glatteis führen lassen. Wer sich mit Argumentationsmustern auskennt, kann kritische Redebeiträge leichter entkräften. Wir stellen Ihnen sieben rhetorische Taktiken vor, die Angreifer häufig einsetzen – teils bewusst, teils aus dem Bauch heraus. Wie Sie damit umgehen, hängt von der Situation ab. Manchmal ist Ignorieren der beste Weg, manchmal ein passender Konter.
1. Emotionaler Appell
An Gefühle zu appellieren ist immer ein kluger Schachzug, denn sie entscheiden in starkem Maße darüber, ob Menschen eine Veränderung mittragen. Unangemessen sind emotionale Argumente dann, wenn sie rationales Denken verhindern sollen. Das trifft zum Beispiel zu, wenn jemand an die Tradition gemahnt: „Bislang sind wir mit unseren Produkten / Prozessen / Strukturen immer gut gefahren.“ Wer sich in diesem Sinn äußert, will sich die menschliche Bequemlichkeit und Angst vor dem Neuen zunutze machen. Möglicherweise führt die Person Anekdoten an, die das Argument stützen sollen, etwa: „Unser Wettbewerber X wollte dasselbe IT-System 2018 einführen, und inzwischen ist er zurückgerudert.“
Wie können Sie reagieren?
2. Schwarzmalerei oder Lawinenargument
Auch diese Taktik löst emotionale Reflexe aus. Mit der geplanten Veränderung kommt vermeintlich eine Lawine ins Rutschen. Nehmen wir an, ein Unternehmen will ein flexibleres Arbeitsmodell einführen. Zur Diskussion stehen unter anderem deutlich mehr Homeoffice-Tage und offene Büroräume ohne feste Sitzplätze. Schwarzmaler argumentieren: „Wenn Mitarbeiter nur noch selten präsent sind, wird die Arbeitslast weniger sichtbar. Sie bekommen mehr Aufgaben übertragen und müssen unbezahlte Überstunden im Homeoffice leisten. Das Unternehmen spart, das Nachsehen haben die Mitarbeiter.“
Wie können Sie reagieren?
3. Strohmann-Taktik
Menschen reden oft aneinander vorbei. Manche Missverständnisse sind jedoch Absicht. Beispiel: Das Top-Management eines Konzerns diskutiert eine Frauenquote. Ein Gegner der Quote argumentiert, dass weiblich dominierte Leitungsteams männliche Aspiranten benachteiligen. Das Muster ist hier leicht zu durchschauen – von weiblicher Dominanz war gar nicht die Rede. Der Kritiker kämpft gegen einen „Strohmann“, das heißt einen Standpunkt, der so überhaupt nicht vertreten wurde, aber einfach mehr Angriffsfläche bietet.
Wie können Sie reagieren?
4. Diffamierung von Kritik
In einer Diskussion geht es bekanntermaßen nicht nur um die Sache, sondern auch darum, welche Autorität eine Person ausstrahlt. Um Deutungshoheit zu beanspruchen, verunglimpfen manche Redner ihre Kritiker von vornherein – mit Formulierungen wie dieser: „Jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung von unserer Branche hat, weiß doch…“ Wer hier wagt zu widersprechen, disqualifiziert sich – so wird es zumindest suggeriert.
Wie können Sie reagieren?
5. Entweder-Oder-Falle
Um eine Position durchzusetzen, spitzen manche Redner ihr Argument auf zwei Alternativen zu – eine klingt akzeptabel, die andere abschreckend. Extrembeispiel: „Wir haben zu wenig Innovation in unserer Chemiesparte. Also müssen wir entweder das Budget erhöhen oder wir stoßen die Sparte ab.“ In der Praxis existieren in aller Regel deutlich mehr Alternativen.
Wie können Sie reagieren?
6. Perfektionsfalle
Veränderungen haben nicht nur Sonnenseiten. Deswegen sind sie noch lange nicht falsch. Bisweilen tun Kritiker allerdings so, als müsste jede Lösung perfekt sein. Beispiel: Eine Abteilung will ein Verwaltungstool einführen, doch es regt sich Widerstand auf Führungsebene. Unter anderem sei zu erwarten, dass Mitarbeiter ihre Daten nicht gewissenhaft pflegen – darum sei das Tool grundsätzlich nicht sinnvoll. Das ist eine klassische Blockadetaktik.
Wie können Sie reagieren?
7. Angriff auf die Person
Frontale Beleidigungen kommen im Berufsleben glücklicherweise selten vor. Durchaus verbreitet sind jedoch Angriffe ad hominem, auf die Person in ihrer Rolle – etwa als Finanzchef, Bereichsleitung oder Arbeitnehmervertretung. Ad-hominem-Argumente werden meistens vor Publikum platziert. Ziel ist es dabei immer, Vertrauen zu untergraben. Etwa mit Vorwürfen wie diesem: „Es ist ja klar, dass Sie als Betriebsrat überkritisch sind, so kurz vor der Wiederwahl.“ Oder: „Logisch, dass Sie als Leiterin der Abteilung Y für die Umstrukturierung sind, Ihr Bereich soll ja auch wachsen!“
Wie können Sie reagieren?
Zum Schluss noch drei allgemeine Regeln für kontroverse Gespräche:
Krisen gehören zum Geschäft wie schweres Wetter zur See. Aber was, wenn der Sturm länger dauert? 3 Impulse für starke Führung in der Krise.
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