Den Druck des Bodens an den Fußsohlen spüren; den milden Wind auf dem Gesicht bewusst wahrnehmen; dem eigenen Atem lauschen. Wandern als Meditation – wenn man es ernsthaft versucht, ist es doch schwerer, als es sich anhört. Achtsamkeit als Entspannungsmethode kenne ich seit vielen Jahren, aber in der Praxis ist es für mich immer wieder eine Herausforderung, loszulassen und meine Gedanken auf elementare Dinge zu lenken. Im Berateralltag ist es oft nicht einfach, den gewünschten Ausgleich zu finden, zum Beispiel durch Sport. Im Urlaub versuche ich darum umso mehr, mich für ein paar Tage völlig zu entkoppeln. Diesen Sommer war ich auf dem schottischen West Highland Way unterwegs.
James Bonds Heimat – nicht so düster wie im Film
In sieben Tage habe ich die gesamte Strecke zurückgelegt, ohne Abkürzungen, Bus oder Bahn. Die Route führt durch viel unberührte Natur, durch Moore, an Viehweiden entlang, vorbei an alten Dörfern und verlassenen Höfen. Hin und wieder sehen einem Rehe beim Spazieren zu; auf den Anhöhen grasen Schafe und verwilderte Ziegen. Vor meiner Reise hatte ich gelesen, dass zwei Schauplätze des James-Bond-Films „Skyfall“ auf dem Weg liegen. Einer davon ist Glencoe, Heimat von 007, wohin der Held seinen Gegenspieler zum Endkampf lockt. Als ich dort ankam, war der Ort grau und wolkenverhangen wie im Film, wirkte auf mich aber lange nicht so düster.
Nach etwa drei Tagen auf Wanderschaft habe ich gespürt, wie mein Kopf frei wurde. Es war nicht allein die Anstrengung, sondern tatsächlich das bewusste Gehen, das achtsame Setzen der Schritte, das Atmen. Zurück im Alltag, versuche ich diese Erfahrung zu wiederholen, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Mal gelingt es gut, dann wieder weniger. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich darauf einzulassen.