Um uns nichts als Schnee und Wälder, über uns ein Himmel in Pastellfarben, vor mir vier quirlige Hunde, die unermüdlich den schweren Schlitten ziehen – eine Husky-Tour durch Lappland ist durchaus so romantisch, wie man sie sich vorstellt. Aber sie hat auch sehr rustikale Seiten: 200 Kilometer nördlich des Polarkreises übernachten wir in Hütten ohne Strom und fließend Wasser. Sieben Urlauber teilen sich eine Unterkunft. Wir haben von früh bis spät zu tun, schleppen Wasser vom See ins Haus, hacken Brennholz, kochen und spülen, füttern die Hunde. Wir putzen uns die Zähne über einem Eimer und nehmen mit einem Plumpsklo vorlieb.
Mit unseren Schlitten sind wir jeden Tag bis zu sieben Stunden unterwegs. Bei 25 Grad unter null können wir uns nicht einfach entspannt von den Hunden ziehen lassen. Unsere Gruppenleiterin Martina instruiert uns, möglichst viel mitzuschieben, damit wir nicht unterkühlen. Hände und Füße werden sehr schnell taub. Auch um die Pfoten der Huskys müssen wir uns kümmern: Bei jedem kurzen Stopp entfernen wir Eisklumpen und kontrollieren, ob die Hundeschuhe (Booties) noch richtig sitzen.
Wer nicht aufpasst, landet im Eiswasser
Es ist unglaublich, wie stark und ausdauernd die Huskys sind. Mein Schlitten wiegt mit mir zusammen locker 150 Kilogramm, und die vier Hunde schleppen mich an einem Tag 40 Kilometer durch den Tiefschnee. Meine Leittiere Yoki und Quiet kennen die Strecken gut. Dennoch muss ich die ganze Zeit konzentriert bleiben. Unsere Tourleiterin fährt voraus und gibt uns immer wieder Anweisungen, die wir sofort umsetzen und im Stille-Post-Prinzip weitergeben müssen. Wenn Martina zum Beispiel rechts voraus ein Eisloch erspäht, gibt sie Kommando, dass wir unser Gewicht auf die linke Kufe legen sollen. Mitten in der Wildnis in einen eiskalten Tümpel einzubrechen, wäre lebensgefährlich.
Die Tour durch das finnische Niemandsland hat mir nicht nur wildromantische Erfahrungen beschert, sondern auch gezeigt: In kritischen Situationen braucht man unbedingt eine starke Führung. Ich habe darüber nachgedacht, dass zurzeit viele Unternehmen in eine andere Richtung steuern: Teams sollen sich stärker selbst organisieren, Einzelne mehr Verantwortung übernehmen, Hierarchien überwunden werden. Das hat seine Vorzüge, macht Arbeitsgruppen idealerweise produktiver und manchmal auch innovativer. Wenn es aber darum geht, eine Krise durchzustehen, braucht ein Team eine Leitfigur, die motiviert und ganz konkrete Schritte vorgibt. Das Abenteuer Lappland war für mich somit auch ein Sinnbild: Wo Unsicherheit herrscht, bleiben klassische Führungsqualitäten wertvoll.